Ludwig-Georgs-Gymnasium

Humanistisches Gymnasium in Darmstadt

Die Wurzeln des LGG

Die Gründung zweier Landesherren mitten im Dreißigjährigen Krieg

Das Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt ist eines der ältesten Gymnasien Hessens. Es ist somit auch ein Stück Stadt- und Landesgeschichte. Seine Entstehung verdankt es dem Wunsch zweier Landesherren, die in ihrer Haupt- und Residenzstadt Darmstadt auch eine Schule haben wollten, worin die Jugend zur Universitätsreife gebracht werden sollte. 

Zwar dauerte der 30jährige Krieg schon ein Jahrzehnt, zwar waren die Staatskassen nicht üppig gefüllt, doch für die Landesherren war es eine Art Prestigeobjekt, diese Schule zu errichten. Zur Finanzierung des Gebäudes wurde im ganzen Land gesammelt. Verhängte Strafgelder flossen in den Bau ebenso hinein wie beträchtliche Mittel aus der fürstlichen Privatschatulle.

Das Testament Landgraf Ludwigs V. vom 6. Oktober 1625

“Zu Darmstadt soll Unser Sohn eine feine Trivialschul anordnen, damit die Knaben mit Ehren und Nutzen an der Universität Marburg Vorlesungen hören können. Es sollen adelige und andere vornehme Leute ihre Kinder dahin schicken und die Bürger daran auch etwas verdienen, auch daßman in den Kirhen eine feine Vokalmusik haben möge.”

Die Anordnung Landgraf Georgs II. zum Bau des Pädagogs am 1. Januar 1627

“Zur Erhaltung christlicher Lehre und Beförderung der heilsamen Justiz ist nichts nützlicher als wohlbestellte Schulen zu gründen, in welchen sowohl für Kirchen als auch zu weltlichem Regiment und guter Polizei die Gemüter der Jugendgebildet und zu tüchtigen Personen auferzogen werden. Deshalb haben Wir Gott dem Allmächtigen zu Ehren, aus treuherziger landsväterlicher Liebe fir Unser Land und Leute als auch aus Ehrerbietung Unserem Herrn Vater Landgraf Ludwig V. gegenüber, ein feines wohlbestelltes Pädagog in Unserer Fürstl. Residenzstadt Darmstadt zu bauen angeordnet.”

Feierliche Einweihung am 12. April 1629

Frühmorgens um 7 Uhr dieses Tages versammelten sich alle Würdenträger mit Lehrern und Schülern im Schloss. Landgraf Georg 11. verpflichtete den Gründungsrektor Balthasar Klinkerfuß auf die Schulordnung. Nur zwei Jahre später kehrte der Krieg nach Darmstadt zurück, als schwedische Truppen im Januar 1631 die Stadt besetzten.  Die Schule wurde mehrfach geschlossen, ein ordnungsgemäßer Unterricht fand nicht mehr statt. Rektor Klinkerfuß und mehrere Lehrer starben an der Pest.

Latein und Griechisch im Mittelpunkt

Religion und alte Sprachen waren der Hauptinhalt des Unterrichtes. Den Schülern war es bei Strafe verboten, sich in der Schule anders als auf Lateinisch zu unterhalten. Daneben war die Pflege von Gesang und Musik ein wichtiger Bestandteil des Schulbetriebes. Nach 1700 kamen aber allmählich auch andere Fächer hinzu. Diese Fächer hatte ein Pädagogschüler um 1780: Religion, Latein, Griechisch, Musik (Singen und Instrumentalspiel), Mathematik, Geschichte, Geographie, Französisch, Schönschreiben und Briefeschreiben, Deutsch, Naturkunde und Physik. Als Arbeitsgemeinschaften – wie wir es heute nennen würden – gab es noch ein Orchester, einen zusätzlichen “Singechor” und eine “Comödiengruppe”, die für Geld überall in Darmstadt bei feierlichen Gelegenheiten auftraten. Das nahm teilweise so überhand, dass sich die Eltern beschwerten, die Schüler würden bei all dem Musizieren und Theaterspielen ihre anderen Fächer vernachlässigen.

1831 Umzug in ein neues Schulgebäude

Nach 1800 platzte die Schule aus allen Nähten. Mit rund 400 Schülern ist das Pädagog zu klein. Die Schule zieht um in das freigewordene ehemalige Waisenhaus an der Karlstraße, da wo sich heute der kleine Sporthof und die große Aula befinden. Direktor Karl Dilthey formt die Schule um in das Humanistische Gymnasium mit starker Betonung der alten Sprachen unter Zurückdrängung der Naturwissenschaften und neuen Sprachen. Eingeführt wird aber jetzt der regelmäßige Turnunterricht.

Die Schule erhält ihren heutigen Namen

Das 250-jährige Jubiläum war ein Fest für die ganze Stadt. Festliche Konzerte und Theateraufführungen in griechischer Sprache standen ebenso auf dem Programm wie ein Festessen für Lehrer mit lateinischer Speisekarte. Großherzog Ludwig IV verlieh der Schule zu diesem Anlass den Namen “Ludwig-Georgs-Gymnasium” nach den beiden Gründer-vätern.
Der Schülerzuwachs hielt unvermindert an. 1890 ging man auf die 800 Schüler zu, mehr als heute. Deshalb zogen 240 Schüler und sieben Lehrer um in das “Neue Gymnasium”, einem Neubau in der Julius-Leber-Straße. 1921 wurden die Schulen wieder zusammengeführt.

Unter NS-Ideologie

Die Abschaffung des LGG als humanistisches, altsprachliches Gymnasium konnten die Lehrer zwar abwehren, doch drang der Staat immer mehr mit seinen Vorstellungen in die Schule ein. Einerseits philosophierte man weiterhin über die Antike, spielte Theater, führte Schulopern auf, gründete einen Spielmannszug, aber andererseits wurden jüdische Schüler von alledem zunehmend ausgegrenzt und ihnen 1938 die Teilnahme am Unterricht ganz untersagt. Einige jüdische Schüler des LGG kamen später mit ihren Familien in den Konzentrationslagern um. Andere ehemalige Schüler wurden als Widerstandskämpfer verfolgt und hingerichtet.

Zerstörung und Neubeginn

Im Krieg wurden viele Schüler und Lehrer des LGG eingezogen, viele sind gefallen oder bei Luftangriffen auf Darmstadt umgekommen. In der Brandnacht vom 11. September 1944 versank mit ganz Darmstadt auch das alte Schulgebäude in Schutt und Asche. Schulbücher, Zeugnisse und Akten, alles, was in über drei Jahrhunderten sich angesammelt hatte, es wurde größtenteils ein Raub der Flammen.

Über ein ganzes Jahr gab es keinen Schulunterricht mehr. Im Oktober 1945 zog das LGG mit gerade mal 99 Schülern und zwei Lehrern in das weniger zerstörte Gebäude der Liebigschule ein. Erst 1955 konnte der neue Schulbau am alten Platz wieder eingenommen werden.