Die Ethik ist eine Unterdisziplin der Philosophie zum einen, zum anderen eine der Theologie. Da der Ethikunterricht für Schülerinnen und Schüler eingerichtet ist, die nicht am konfessionell gebundenen Religionsunterricht teilnehmen, orientiert sich der Ethikunterricht vorwiegend an der philosophischen Ethik.
Der Ethikunterricht soll zur ethischen Urteilsbildung und zum ethisch reflektierten Handeln erziehen. Er orientiert sich an Grundwerten unserer Gesellschaft wie Menschenwürde, Freiheit, Toleranz, Gerechtigkeit und geht von der Pluralität der Bekenntnisse und Orientierungen im weltanschaulich neutralen Staat aus. Aus dieser Perspektive wendet er sich dann ethischen, philosophischen und religionskundlichen Fragen zu. Die Problemfelder, die angesprochen werden, können sich später auch auf Bereiche der politischen Philosophie, der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialphilosophie oder auf die Naturwissenschaften erstrecken.

Der Lehrplan für das Schulfach Ethik ist so konzipiert, dass er zunächst vom „Nahbereich der Erfahrungen“ des einzelnen Schülers/ der einzelnen Schülerin ausgeht. Von dort aus öffnet sich das Blickfeld auf die anderen Menschen, zunächst die Mitschüler. Das Ziel jedoch ist die Befähigung zu einer verantwortungsbewussten und selbstverantworteten Teilhabe am politischen und gesellschaftlichen Leben.

Im Laufe der Schuljahre beschäftigt sich der Ethikunterricht auf verschiedenen Ebenen immer wieder mit acht Rahmenthemen, die einesteils der praktischen Philosophie entspringen, anderenteils einen existentiellen und philosophischen Horizont eröffnen. Es handelt sich um die Themen: Freiheit, Würde des Menschen, Religion, Wahrheit und Erkenntnis – Wahrhaftigkeit und Lüge, Gewissen und Identität, Recht und Gerechtigkeit, Menschenbilder, Liebe.

Während der Ethikunterricht in der Sekundarstufe I weitgehend von praktischen Erfahrungs- und Problemzusammenhängen jüngerer Schülerinnen und Schüler ausgeht, sind die Kenntnis philosophisch-ethischer Autoren und die Erschließung entsprechender Texte Gegenstand des Oberstufenunterrichts. Hier wird besonders menschliches Handeln im Kontext der Geschichte, nämlich der religiösen und der kulturellen Tradition, thematisiert. Damit möchte der Ethikunterricht zum individuellen Orientierungsprozess bei den Schülerinnen und Schülern beitragen und Hilfestellung bei der Entwicklung von Entscheidungskriterien geben.

Die Fähigkeit zur verantwortlichen, wertbezogenen Entscheidung soll die Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, sich problembewusst und rational den Herausforderungen ihrer Lebenswelt und deren Zukunft zu stellen.